Über Perspektivenwechsel und Turnaround
Aus der Presse: BÄKO-Magazin 8/2015
Geestland: Als die Chefs noch nicht Chef waren, sondern als Lehrling oder Geselle Teil der Belegschaft, da knirschten sie über manche Anweisung von oben mit den Zähnen. Heute sind sie selbst Chef und klagen über die Begriffsstutzigkeit ihrer Leute, die nie das tun, was man ihnen sagt... Wer dachte, diese Fehler lägen an den unterschiedlichen Hierarchiestufen, war spätestens durch den Vortrag von Yana Gebhardt eines Besseren belehrt, mit dem die BÄKO Bremerhaven ihre Generalversammlung in Geestland (vormals Langen-Sievern) startete. Zuvor hatte Jörg Itjen, Aufsichtsratsvorsitzender der BÄKO, die Mitglieder und Gäste mit einem erleichterten „Wir haben es geschafft!“ begrüßt, womit er sich auf die im Raum stehende Frage bezog, ob die schwierigen Herausforderungen der vergangenen Monate gemeistert werden konnten. Die detaillierten Geschäftsberichte folgten nach Yana Gebhardts Vortrag.
„Jeder Mensch hat eine ganz individuelle Wahrnehmung“, erläuterte die Personaltrainerin. Ein Missverständnis sei deshalb kein eigentlicher Fehler, sondern nur ein individuelle Interpretation. Die eigene Wahrnehmung jeder einzelnen Person führe zu unterschiedlichen Situationseinschätzungen, was wiederum leicht Missverständnisse auslöse. Was auf den ersten Blick ein Führungsproblem zu sein scheint, entpuppe sich auf den zweiten Blick als Chance, mit der sich Führungskompetenz stärken lässt. Wer nämlich mit dem Perspektivwechsel auch die alternativen Bewertungen eines Vorgangs ins Kalkül ziehen kann, erhält eine detailreichere Analyse der Situation und kann aus einer größeren Anzahl von Endscheidungsalternativen diejenige ausfiltern, die die stärkste Nachhaltigkeit verspricht. Das Trainingsprogramm für den vielfachen Perspektivwechel ist ganz einfach: Statt des reflexhaften „ja, aber ...“, mit dem viele auf ihre Gesprächspartner reagieren, setzt Improvisationskünstlerin Gebhardt auf die Erwiderung „Ja, genau!“, mit dem man andere Sichtweisen zulässt und für sich (um-)nutzen kann. So finden Lehrling und Meister, aber auch Kunde und Verkäuferin schneller den gemeinsamen Nenner. Den im übertragenden Sinne gemeinsamen Nenner hatten Vorstand, Aufsichtsrat und Prüfungsverband der BÄKO Bremerhaven schon im zurückliegenden Jahr gefunden. Das Geschäftsergebnis 2014 hat sich gegenüber dem Vorjahr um erfreuliche 220 Tsd. Euro verbessert und lag am Bilanzstichtag nur noch mit 90 Tsd. Euro im Minus , wie Geschäftsführer Mirko Oeltermann den rund 40 Mitgliedern und Gästen berichtete. Im Geschäft mit den nicht backenden Mitgliedern und Kunden konnte der Rohkostenertrag so gesteigert werden, dass eine deutliche Kostenentlastung der Mitglieder entstand. Der Verlust von sechs backenden Betriebsstätten im zweiten Halbjahr 2014, teils durch Insolvenz, teils durch Geschäftsaufgabe mangels Nachfolgeregelung, konnte durch die Aktivitäten in Hotellerie, Gastronomie und Industrie voll kompensiert werden. Oeltermann verwies darauf, dass die BÄKO ihre Verbindlichkeiten um über 400 Tsd. Euro reduziert hat, der Beschluss, den technischen Kundendienst aufzulösen, erfolgreich umgesetzt wurde und sich die Personalkostenbelastung in den vergangenen fünf Jahren um rund 20 Personen verringert hat.
Die Restrukturierungserfolge bescheinigte auch Philipp Kloke, Prüfer des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands (DGRV). Er bescheinigte mit seinem Prüfbericht, dass die wirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen der BÄKO geordnet sind. Er stellte auch heraus, dass sich der durchschnittliche Umsatz pro backendem Kunden im Geschäftsjahr 2014 auf 172 Tsd. Euro belief und damit über dem Durchschnitt vergleichbarer Betriebe lag. Die Eigenkapitalquote habe sich wieder von 30 auf 31,9% erhöht. Dennoch komme auch weiterhin der Rücklagenstärkung besondere Bedeutung zu. Kloke bestätigte die gute Entwicklung der zurückliegenden Jahre. Es sei eine schwierige Wegstrecke gewesen, an dessen vorläufigem Ende die BÄKO in diesem Jahr voraussichtlich wieder ein positives Ergebnis erzielen werde. Der Turnaround sei geschafft.
Nach diesen Berichten war die einstimmige Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat nur noch Formsache. Ebenso fand Zustimmung, dass es keine Dividendenzahlung gibt. Der Strukturveränderung mit weniger Genossenschaftsmitgliedern entspricht auch die beschlossene Satzungsänderung, mit der die Mindestanzahl von Aufsichtsratsmitgliedern auf vier statt zuvor sechs reduziert wird. Ebenso einstimmig fiel auch die turnusgemäße Wiederwahl der Aufsichtsräte Martin Blanck und Kristian Tiedemann aus. Bei Philipp Kloke bedankten sich Itjen und Oeltermann im Namen der BÄKO-Mitglieder für die über viele Jahre konstruktive Begleitung der Umbruchphase. Der DGRV-Prüfer steht kurz vor seinem Ruhestand und hat im Frühjahr die voraussichtlich letzte Prüfung der BÄKO vorgenommen.
sh
Kennzahlen 2014
BÄKO BREMERHAVEN
- Umsatz: 16,5 Mio. Euro (-4,7%)
- Bilanzverlust4: 61,6 Tsd. Euro
- Eigenkapitalquote3:1 ,9%
- Mitglieder: 69 (-10)
ARV Jörg Itjen (r.) und GF Mirko Oeltermann gratulieren Detlef Grastorff (mit Ehefrau) und Olga Frasch (mit Ehemann) zu ihren BÄKO-Mitgliedschaftsjubiläen