Mit „Garry“ zu neuen Ufern
Innovativ und nachhaltig: BÄKO Bremerhaven liefert Afrikanischen Wels aus der Region in die Region
Aus der Presse: Nordsee-Zeitung vom 21.04.2018
SIEVERN.„Garry, Wels von der Oste“ – hinter diesem Namen verbirgt sich ein Produkt aus der Region, mit dem die BÄKO Bremerhaven eG neue Märkte erschließen und eine Gegenbewegung zur „Stadtflucht“ unterstützen will. Der genossenschaftlich organisierte Vollsortimenter in Sievern setzt auch auf Fisch, auf Afrikanischen Wels. Gezüchtet wird er von der Ostewert AG in Oberndorf, die erst kürzlich mit dem Nordwest Award für Vorbildprojekte ausgezeichnet wurde.
Als Mirko Oeltermann, Geschäftsführender Vorstand der BÄKO, erfuhr, dass und wie die Bürgeraktiengesellschaft Ostewert AG diesen Wels züchtet, war er begeistert. Und das nicht nur, weil besagter Fisch durch die Abwärme einer Biogasanlage unter artgerechten Bedingungen heranwächst, sondern auch, weil in den Oberndorfer Zuchtbecken keine Chemie oder Medikamente eingesetzt werden. „Für uns ist dies von besonderer Nachhaltigkeit“, sagt der 44-Jährige. Er unterstreicht dies durch die Tatsache, dass die Einnahmen der Ostewert AG in den Ort zurückfließen, um zukunftsweisende soziale Einrichtungen zu erhalten oder neue zu bauen. Oeltermann spricht von einem „innovativen Konzept für die regionale Wirtschaft, das für mehr finanzielle und soziale Gerechtigkeit“ sorgen wird. „Es ist eine Form der ,sozialen Rendite‘, von der wir alle in der Region profitieren.“
Extra ein Fahrzeug gekauft
Auch deshalb hat die BÄKO – eine der kleinsten von bundesweit 27 Genossenschaften ihrer Art – diesen Gedanken aufgegriffen und ins Firmenkonzept integriert. „Wir liefern den Afrikanischen Wels – ein fast grätenfreies Tier von zartem Fleisch – mit geschulten Mitarbeitern in einem eigens dafür angeschafften Fahrzeug an unsere Kunden im Elbe-Weser-Dreieck“, sagt Oeltermann. Rund 50 davon sind in Gastronomie und Hotellerie zu finden. Sie verwenden „Garry“: mal filetiert, mal in Bällchenform, mal vollständig. Bis zu 800 Fische pro Woche.
„Wir sind froh, dass uns durch die Kooperation mit der Ostewert AG ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Food-Kompetenzzentrum gelungen ist“, sagt Jens Grendel (40), Prokurist und Leiter des operativen Geschäfts. Bei der BÄKO hat man früh erkannt, dass die Ursprungskunden, die Konditoreien und Bäckereien, mangels Nachfolgern und ob der Discounter-Konkurrenz seit den 1990er Jahren einen schmerzhaften Wandel durchmachen. Von einst 120 Kunden dieses Segments in der Elbe-Weser-Region blieben der BÄKO noch 40.
Diese Entwicklung hat nicht nur Bäcker und Konditoren zum Umdenken gezwungen – aus eher schlichten Stuben mit Stehtisch wurden zunehmend moderne Snackbetriebe mit Wohlfühl-Atmosphäre – sondern auch die BÄKO. Unter Oeltermanns Federführung wurde die Genossenschaft sowohl logistisch modernisiert – allein 150 000 Euro flossen 2017 in die Vergrößerung der Kühllager-Kapazitäten – als auch kontinuierlich im Sortiment erweitert. Längst liefert die Genossenschaft nicht mehr nur noch Hefe, Butter, Milch und Sahne, sondern auch Geschirr, Besteck und hochwertige Einrichtungsgegenstände mit individueller Note. Oeltermann und Grendel wissen: Nur der kann heute erfolgreich sein, der sich von anderen unterscheidet.
Daten & Fakten
› 1907 wurde die BÄKO in Bremerhaven gegründet. Der Umzug nach Sievern erfolgte 1977.
› Nach der Übernahme durch Mirko Oeltermann im Jahr 2009 wurde die BÄKO auf allen Ebenen fortlaufend modernisiert.
› 40 Mitarbeiter beliefern mit sieben Fahrzeugen rund 300 Kunden.
› Die BÄKO erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von 17 Millionen Euro. Davon entfielen rund 12 Millionen Euro auf Bäckereien und Konditoreien, 4,4 Millionen auf den Bereich Food. Acht Jahre zuvor waren es hier lediglich 500 000 Euro.
Fotos/Artikel: Andreas Schoener, Nordsee-Zeitung