Jahrzehntelang fehlten die Schlüssel - BÄKO findet historische Dokumente
Aus der Presse: Sonntagsjournal vom 04. Juni 2017
SIEVERN. Eine ungewöhnliche Überraschung präsentierte jetzt Mirko Oeltermann, der Geschäftsführer der „Bäko Bremerhaven eG“, den Mitgliedern auf der Generalversammlung der Genossenschaft. Der gedruckte Geschäftsbericht hatte nämlich ein ganz besonderes „historisches“ Layout. Das sei ursprünglich so nicht geplant gewesen, passe aber perfekt dazu, dass die Bäko in diesem Jahr ihr 110jähriges Bestehen feiern könne, erläuterte Oeltermann.
Gegründet 1907 in Bremerhaven und zuletzt am „Neuen Hafen“ ansässig, zog die Bäko vor 40 Jahren in die ehemalige Betriebsstätte der Edeka in Sievern um. Zum Umzugsgut gehörten damals auch zwei altertümliche Tresore, mannshoch und extrem schwer, die in einem Abstellraum landeten. Schlüssel dafür gab es nicht. Mehrere Versuche im Laufe der Jahre, diese zu finden, blieben ohne Erfolg. Nachdem die Tresore mehrfach umgeräumt worden waren, sollten sie jetzt eigentlich entsorgt werden. Es wurden nämlich Stimmen laut, sie seien bestimmt leer, es hätte ja niemand wichtige Akten vermisst. „Etwas wegzuwerfen, ohne hineingeschaut zu haben? Irgendwie macht man so etwas nicht“, berichtete Oeltermann. So siegte dann schließlich die Neugier und es wurde ein Schlosser beauftragt, der mit einem Winkelschleifer zur Tat schritt.
„Sie können sich die Freude vorstellen, als wir sahen, was dort zu Tage kam. Zahlreiche historische Dokumente aus der Gründerzeit unserer Bäko bis in die 70er Jahre fielen uns entgegen“, freut sich der Geschäftsführer. Es kamen Dokumente zum Vorschein, die seit über 40 Jahren als verschollen galten. Vorstandprotokolle, Protokolle des Aufsichtsrates und den Generalversammlungen seit 1907 sind pünklich zum 110. Geburtstag der Bäko wieder da! Darunter auch die Gründungsprotokolle und die Geschäftsberichte seit 1907 bis zum Umzug vor 40 Jahren. Ein wahrer historischer Schatz, der zum ganz besonderen Geburtstagsgeschenk der Bäko wurde. In den fein säuberlich und natürlich handschriftlich, anfangs auch noch in „Sütterlin“ verfassten Dokumenten, spiegeln sich auch die zahlreichen Umbrüche und Veränderungen politischer und wirtschaftlicher Art des letzten Jahrhunderts wieder. Im ältesten der vorgefundenen Dokumente heißt es wörtlich, „Am 17. März 1907 versammelte Obermeister Wilhelm Seekamp 23 weitere Bäckermeister aus Bremerhaven, um mit ihnen gemeinsam das Gründungsprotokoll zu unterschreiben.
Die von der Versammlung angenommenen Satzungen wurden am 06. April 1907 in das Genossenschaftsregister des Bremischen Amtes in Bremerhaven unter Nr. 1 eingetragen“. Die Bilanzen der Jahre 1914 bis 1923 zeigen die Entwicklung der Umsätze und die Entwertung des Kapitals in dieser Zeit. Das wird besonders an einer Zahl deutlich, die der enormen Inflation damals geschuldet ist. Der Umsatz 1923 betrug sage und schreibe 68.207.059.568.335.648,95 also 68 Billiarden Reichsmark! Dagegen wirkt der aktuelle Jahresumsatz der Bäko Bremerhaven von über 15 Millionen Euro direkt bescheiden! stn
Einer der beiden Tresore. Nach der Öffnung werden sie nun entsorgt.
Fotos/Artikel: Hermann Stehn